3 Mehrwertsteuersätze anpassen

Status:
Annahme

Soziale Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt unserer sozialdemokratischen Vision. Als SPD setzen wir uns für eine gerechte Verteilung von Wohlstand, Chancengleichheit und sozialen Schutz für alle Bürger*innen ein. Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, vor denen unser Land steht, sehen wir die Notwendigkeit, die Mehrwertsteuersätze anzupassen, beziehungsweise neu zu regeln:

  1. Der Mehrwertsteuersatz auf Trinkwasser, Obst, Gemüse, Nüsse, Getreide, Hülsenfrüchte, Knollen, Wurzeln, Müllereierzeugnisse, Tee, Kaffee, Gewürze, Backwaren, Hygieneartikel und Arzneimittel ist auf 0% zu setzen. Diese Warengruppe für Produkte des lebensnotwendigen, unmittelbaren Bedarfs  ist eindeutig festzulegen.
  2. Entsprechend der aktuellen Lebensrealitäten ist die Liste der Waren und Dienstleistungen mit einer Besteuerung von 7% für die Bedarfe des täglichen Lebens und der Mehrwertsteuersatz von 19% für Konsumprodukte neu zu ordnen und anzupassen.
  3. Um unter anderem auch Steuerausfälle zu kompensieren, sind Produkte und Dienstleistungen zu definieren, die eindeutig zu zusätzlichen und sogenannten “Luxusbedarfen” zu zählen sind. Es gilt hier ebenfalls, ein besonderes Augenmerk auf klimaschädliche Produkte und Dienstleistungen zu legen. Hier ist ein Mehrwertsteuersatz von 21 % einzuführen.
  4. Mit einer progressiven Steuerpolitik in Bezug zu Vermögen und Einkommen, die dem Anspruch einer echten Umverteilung folgt, somit ebenfalls dem Ziel einer deutlichen Anhebung des Höchststeuersatzes folgt und Freibeträge nach oben anpasst, kann eine über Konsumgüter regulierte Mehrwertsteuer in der Perspektive entfallen.
Begründung:

In Deutschland geht die Einkommens- und Vermögensschere immer weiter auseinander. In den letzten Jahren sind die Löhne nominal kaum gestiegen, unter Berücksichtigung der Preissteigerungen sind sie sogar gesunken. Parallel dazu hat sich die Einkommensverteilung stark zugunsten von Kapitaleinkünften verschoben. Internationale Preisentwicklungen, Wechselkursveränderungen des Euro zum US-Dollar, hohe Weltmarktpreise für Energie und Rohstoffe, Lieferengpässe und nicht zuletzt geopolitische Ereignisse wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben zu einer Inflationsrate geführt, die für Menschen bis tief in die Mittelschicht existenziell bedrohlich ist. Diese Entwicklung wird begleitet von einer immer stärker wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Dadurch ist ein reichhaltiger Nährboden für populistische und extremistische Rhetorik entstanden, dem sich antidemokratische Parteien wie die AfD geschickt bedienen.

Ein vergleichsweise kostengünstiger, schneller und sichtbarer Hebel, um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist die Regulierung durch einen Nullsteuersatz auf Grundnahrungsmittel und Arznei und einem Verbrauchshöchststeuersatz von 21% für Luxusgüter. Es ist im Interesse des Gemeinwohls, dass der Staat bei Mitteln der Basisversorgung eine ausgewogene und kontextualisierte Besteuerung sicherstellt. Die Bundesregierung muss die Möglichkeit der Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf 0%, die es seit 2022 für alle EU-Mitgliedsstaaten gibt, voll ausschöpfen. Dadurch werden Verbraucher*innen unmittelbar finanziell entlastet. Da die Mehrwertsteuer eine regressive Steuer ist, profitieren Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen proportional stärker als diejenigen mit hohen Einkommen. Insbesondere werden so Menschen kurz über der Armutsschwelle erreicht, die mit Sozialleistungen nicht adressierbar sind. Laut seriöser Umfragen gibt es hierzu bereits eine breite Mehrheit und hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Es ist klug, daran anzuknüpfen und laut zu signalisieren, dass die SPD bereit ist, proaktive Schritte zur Unterstützung der Bürger*innen zu unternehmen.

Empfehlung der Antragskommission:
Annahme in der Fassung der AK (Kein Konsens)
Fassung der Antragskommission:

Soziale Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt unserer sozialdemokratischen Vision. Als SPD setzen wir uns für eine gerechte Verteilung von Wohlstand, Chancengleichheit und sozialen Schutz für alle Bürger*innen ein. Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, vor denen unser Land steht, sehen wir die Notwendigkeit, die Mehrwertsteuersätze anzupassen, beziehungsweise neu zu regeln:

  1. Der Mehrwertsteuersatz auf Trinkwasser, Obst, Gemüse, Nüsse, Getreide, Hülsenfrüchte, Knollen, Wurzeln, Müllereierzeugnisse, Tee, Kaffee, Gewürze, Backwaren, Hygieneartikel und Arzneimittel ist auf 0% zu setzen. Diese Warengruppe für Produkte des lebensnotwendigen, unmittelbaren Bedarfs  ist eindeutig festzulegen.
  2. Entsprechend der aktuellen Lebensrealitäten ist die Liste der Waren und Dienstleistungen mit einer Besteuerung von 7% für die Bedarfe des täglichen Lebens und der Mehrwertsteuersatz von 19% für Konsumprodukte neu zu ordnen und anzupassen.
  3. Um unter anderem auch Steuerausfälle zu kompensieren, sind Produkte und Dienstleistungen zu definieren, die eindeutig zu zusätzlichen und sogenannten “Luxusbedarfen” zu zählen sind. Es gilt hier ebenfalls, ein besonderes Augenmerk auf gesundheits- und klimaschädliche Produkte und Dienstleistungen zu legen. Hier ist ein Mehrwertsteuersatz von 21 % einzuführen.
  4. Mit einer progressiven Steuerpolitik in Bezug zu Vermögen und Einkommen, die dem Anspruch einer echten Umverteilung folgt, somit ebenfalls dem Ziel einer deutlichen Anhebung des Höchststeuersatzes folgt und Freibeträge nach oben anpasst, kann eine über Konsumgüter regulierte Mehrwertsteuer in der Perspektive entfallen.
Text des Beschlusses:

Soziale Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt unserer sozialdemokratischen Vision. Als SPD setzen wir uns für eine gerechte Verteilung von Wohlstand, Chancengleichheit und sozialen Schutz für alle Bürger*innen ein. Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, vor denen unser Land steht, sehen wir die Notwendigkeit, die Mehrwertsteuersätze anzupassen, beziehungsweise neu zu regeln:

  1. Der Mehrwertsteuersatz auf Trinkwasser, Obst, Gemüse, Nüsse, Getreide, Hülsenfrüchte, Knollen, Wurzeln, Müllereierzeugnisse, Tee, Kaffee, Gewürze, Backwaren, Hygieneartikel und Arzneimittel ist auf 0% zu setzen. Diese Warengruppe für Produkte des lebensnotwendigen, unmittelbaren Bedarfs ist eindeutig festzulegen.
  2. Entsprechend der aktuellen Lebensrealitäten ist die Liste der Waren und Dienstleistungen mit einer Besteuerung von 7% für die Bedarfe des täglichen Lebens und der Mehrwertsteuersatz von 19% für Konsumprodukte neu zu ordnen und anzupassen.
  3. Um unter anderem auch Steuerausfälle zu kompensieren, sind Produkte und Dienstleistungen zu definieren, die eindeutig zu zusätzlichen und sogenannten “Luxusbedarfen” zu zählen sind. Es gilt hier ebenfalls, ein besonderes Augenmerk auf gesundheits- und klimaschädliche Produkte und Dienstleistungen zu legen. Hier ist ein Mehrwertsteuersatz von 21 % einzuführen.
  4. Mit einer progressiven Steuerpolitik in Bezug zu Vermögen und Einkommen, die dem Anspruch einer echten Umverteilung folgt, somit ebenfalls dem Ziel einer deutlichen Anhebung des Höchststeuersatzes folgt und Freibeträge nach oben anpasst, kann eine über Konsumgüter regulierte Mehrwertsteuer in der Perspektive entfallen.
Beschluss-PDF: